Der verschwundene Weihnachtsengel by Wimmer Carola

Der verschwundene Weihnachtsengel by Wimmer Carola

Autor:Wimmer Carola [Carola, Wimmer]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2012-08-15T22:00:00+00:00


Das Zuschneiden des Lebkuchens nimmt mehr Zeit in Anspruch, als Jakob gedacht hat. Da Ronnie mit seinem Burgenbau bereits fertig ist, bietet er Jakob Hilfe an. Zusammen schaffen sie es für heute, alle Mauerteile zurechtzuschneiden. Trotzdem gerät Jakob in Zweifel, ob er sich mit seinem Projekt nicht übernommen hat. Zum Glück ist aber Ronnie so vergnügt bei der Sache, dass Jakob schnell wieder zuversichtlich wird.

Überhaupt ist Jakob froh, Ronnie besser kennengelernt zu haben. Wenn er nicht gerade irgendeinen Unfug ausheckt, ist er nämlich ein richtig netter Kerl, findet Jakob.

In der großen Pause berichtet er Ronnie ausführlich von Frau Knukel, erzählt von ihrem schrecklichen Rheuma, aber vor allem von den schönen Nachmittagen in ihrem Wohnzimmer. Als Jakob die Geschichte von Edmund und Dorothea erzählt, hört Ronnie gebannt zu und wird am Ende ernst und traurig. »Das ist ja fürchterlich! Bitte erzähl sofort, wenn du Neues erfährst«, bittet er Jakob.

Auf positive Neuigkeiten brennt auch Jakob. Deshalb ist er froh, am Nachmittag Laura zum Pfarrer begleiten zu dürfen. Nach dem Mittagessen machen sie sich zusammen auf den Weg.

Auch Laura kann ihre Neugier kaum zügeln. Dennoch verabreden die Geschwister, den Pfarrer nicht sofort mit Fragen nach Edmund von Rhodenberg zu bestürmen. Erst soll Laura alles Wichtige zum Traditionsadvent klären.

»Findet die Veranstaltung denn überhaupt statt?«, will Laura als Erstes wissen.

»Natürlich!«, beruhigt sie der Pfarrer. »Vielleicht ein klitzekleines bisschen kleiner, weniger pompös, nicht so spektakulär – aber sie findet auf jeden Fall statt.«

Laura seufzt. Das war nicht die Antwort, die sie hören wollte. Aber immerhin ist ihr Auftritt nicht abgesagt.

Das Gedicht für den Traditionsadvent hat sie natürlich bereits auswendig gelernt. Als Pfarrer Klingelmann es abfragt, verhaspelt sie sich kein einziges Mal. Der Pfarrer nickt zufrieden. »Das war wirklich sehr, sehr gut«, sagt er. Anschließend geht er mit Laura auf dem Stadtplan die Wegstrecke durch, die sie am vierten Advent durch die Altstadt bis zur Kirche abschreiten wird.

Zur Sicherheit hat er den Weg mit rotem Filzstift auf dem Plan eingezeichnet. Diesen Teil des Traditionsadvents scheint Pfarrer Klingelmann als besonders kompliziert einzuschätzen. Aber Laura beruhigt ihn: »Das kann ich mir leicht merken. Links, rechts, rechts, links und wieder links.« Pfarrer Klingelmann scheint beruhigt.

»Hast du schon ein Kleid?«, will er wissen.

»Nein, noch nicht«, gesteht Laura. »Aber ich arbeite daran!«

»Alles klar«, sagt Pfarrer Klingelmann und kramt unter Ordnern und Papieren einen großen Karton hervor. »Ein Kleid wird sich wohl finden lassen. Aber hier kommt das entscheidende Stück deiner Engelausstattung.«

Als er den Karton öffnet, quellen lange weiße Federn hervor. Es sind Engelsflügel! Vorsichtig hebt Pfarrer Klingelmann sie aus dem Karton und hilft Laura, die Schwingen mittels zweier Gurte auf dem Rücken zu befestigen. Die Flügel erstrahlen in einem derart makellosen Weiß, dass Jakob sofort Lust hat, sie anzufassen. Im letzten Moment kann er sich beherrschen.

»Ganz schön schwer, solche Engelsflügel«, sagt Laura, als sie probeweise ein paar Schritte auf und ab geht.

»Am besten, wir huschen, so wie du bist, die zwei Schritte hinüber in die Kirche«, schlägt Pfarrer Klingelmann vor. »Dort zeige ich dir, an welcher Stelle du anhalten und das Gedicht aufsagen wirst.



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